15.08.17, Tag 2


Der Weg zum Mittagessen war schon ein Abenteuer für sich. Indischer Verkehr ist chaotisch, soweit bekannt. Aber wie chaotischer er dann wirklich ist hatte ich mir nicht vorstellen können. Spurmarkierungen auf den Straßen waren entweder nicht vorhanden oder hatten keinerlei Auswirkungen auf das Fahrverhalten der Inder. Wenn es auf einer Straße in einer Richtung zwei Spuren gab wurde nach Möglichkeit auf beiden Spuren gleichzeitig gefahren. Zum Überholen wurde je nach Größe des zu überholenden Fahrzeugs entweder gehupt oder sehr viel gehupt, wenn ein LKW überholt wurde. Dabei forderten diverse bunte Aufkleber und Aufschriften alle Verkehrsteilnehmer mit ¨Sound Horn¨ auf zu hupen. Das Hupen in Indien muss man sich als allgegenärtiges Hintergrundgeräusch vorstellen, das nie aufhört. Dabei ist es nicht, wie auf deutschen Straßen, als aggresive Beschwerde zu verstehen. Es ist eher ein Positionssignal, damit jeder Fahrer, auch ohne die Augen von der Straße zu nehmen, weiß, wo sich um ihn herum gerade die anderen Fahrzeuge befinden. Besonders für die unzähligen Motoräder und Roller war das überlebenswichtig. Sie quetschen sich in jede sich auftuende Lücke im Verkehr, fuhren auf der Gegenspur oder überholen mittig zwischen zwei fahrenden LKWs.
Nachdem wir zwei Stunden fahrt auf indischen Straßen hinter uns hatten, hielten wir zum Mittagessen nahe der Straße. In dem Esssall hatte es angenehme 18°C, neben der schwülen Hitze eine willkommene Abkühlung. Nach dem Essen fuhren wir noch eine Stunde weiter bis wir Tiruvannamalai erreichten. Angekommen in unserer Unterkunft, dem ¨Nest¨, verteielten wir die Zimmer und fuhren zum ¨Quo Vadis¨.Der Name der Einrichtung ist dabei Program. Quo Vadis, lat. für ¨Wohin gehst du?¨ aus dem Johannesevangel 13,26. In diesem Zentrum sind alle Menschen aller Religionen willkommen und sollen sich über ihren Weg des Glaubens austauschen um gemeinsames Verständniss für jeweils andere Wege des Glaubens herzustellen. Im Quo Vadis aßen wir anschließend noch zu Abend und fuhren danach ins Nest zurück. Nach einer kleinen Reflektionsrunde, in der wir uns gemeinsam über unsere jeweiligen Eindrücke des Tages austauschten, versuchten wir schlafen zu gehen. Zumindest Jan und ich waren dabei leider nicht soderlich erfolgreich. Durch das Gewitter am Abend war der Strom ausgefallen, wodurch die Ventilatoren nicht funktionierten. Wir lagen die ersten zwei Stunden in der schwülen Hitze unseres Raumes wach, bis wir es nicht mehr ertragen konnten und wollten. Wir standen also wieder auf und gingen auf die Terasse hinter dem Haus. Dort duschten wir und stellten uns in den leichten Wind, bis es uns wieder besser ging. Danach fielen wir wieder in die Betten und schliefen sofort ein. ( Für besorgte Eltern: Die nächsten Nächte waren deutlich angenehmer und wir schliefen bis jetzt jede Nacht durch, ohne zu schwitzen.) Am nächsten Tag wurde der indische Nationalfeiertag begannen und wir nahmen als Ehrengäste am Flaggenhissen an einer Schule teil. Hunderte Schüler waren im Hof versammelt, die Pfadfinder und einige Mädchen der Schule führten für uns Tänze auf und die freiwilligen Rekruten der Army-Klasse zeigten uns einige ihrer Drills. Nach dem Frühstück in der Schule fuhren wir wieder zu Quo Vadis, wo uns alle Räumlichkeiten der Anlage gezeigt wurden. Im Anschluss gab es wieder Mittagessen, das wie alle Mahlzeiten hier sehr lecker und reichhaltig war.
Viele Grüße in die Heimat,
- Dorian

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